Willwerscheid -Dorf zwischen den Wäldern-

Ortsansicht vom Hühnerberg aus

 

Bereits 1961 erschien in der Broschüre

 

„200 Jahre Pfarrkirche St. Georg Greimerath 1761-1961“,

(Verlag: Kath. Pfarramt (1961), ASIN: B0000BN5H0)

 

ein Aufsatz über Willwerscheid, in dem die Stille und die Erholung vom Alltagsstress gelobt wurden. In diesem Artikel hieß es:

 

Willwerscheid –Dorf zwischen den Wäldern

Wo seit uralter Zeit die Weinstraße die Eifelhöhe gewinnt, am südseitigen Ausläufer des Schmalen Höhenrückens zwischen Grünewald und Kondel ducken sich zehn Häuser und eine Kapelle in das Baum- und Heckengewirr am Fuß des 450 Meter hohen Schrackberges. Nur wer sich die Mühe macht, aus dem Sammet- oder Demichbachtal zur Höhe zu streben oder von der Autobahn her den Ostrand des Grünewaldes zu durchdringen, wird an hellen Sommertagen ein Bild von besonderem Reiz in sich aufnehmen können; das grüngelbe Gesprenkel der Fluren, der Berg mit seiner dunklen Tannenkappe, in scharfen Konturen in das Blau des Himmels gezeichnet, die grauen Häuser mit ihren roten und schieferblauen Dächern, der schwarzgrüne Saum der Wälder ringsum und am Horizont, unwirklich und vergehend im Dunst des Tages, Kuppen und Höhen von Hunsrück und Eifel – ein Blick, das Stille, Frieden und Zufriedenheit atmet.

Und wer für einige Zeit der Unrast und dem Gebraus der Großstadt entflohen, wird die Berge, Wälder, Felder und das Dorf in seiner Seele mit nach Hause tragen. Niemand wird ernsthaft behaupten, Willwerscheid und seine Landschaft gehörten zu den Dingen, die man heutigentags „gesehen haben“ muß. Aber der es gesehen und seine Freundschaft gewonnen hat, wird all das im bescheidenen 10-Häuserdorf finden, was er letztlich zu sinnvollem Menschsein braucht.

Der Ursprung von Willwerscheid liegt im Dunkel der Zeit. Sicher ist jedoch, daß außerhalb des Dorfes, in Richtung zum Pfarr- und Schulort Greimerath, eine römische Grabanlage bestand. Bodenfunde und die noch gültige Flurbezeichnung „Tummen“ (lateinisch „tumulus“ – Grabhügel) bestätigen diese Annahme. Wahrscheinlich war auf der Höhe, abseits der Heerstraße, eine römische Wach- und Signalstation; die gleiche Vermutung trifft auch für den Schrackberg zu, dessen Höhe eine überwältigende Fern- und Rundsicht bietet. Auf eine spätfränkische Gründung des Ortes weist der Dorfname hin. Die Wasserscheide zwischen Sammetbach und Alf im Osten und dem Lambach im Westen bot sich geradezu für eine Besiedlung an. Willwerscheid gehört seit Bestehen zur Pfarrei Greimerath, einem der ältesten Pfarrbereiche des Wittlicher Landes, und als Zivilgemeinde zum Amtsbezirk Bausendorf. Eine einsame, von hohen Tannen umgebene Feldkapelle steht noch heute mitten im Flurgelände „Tummen“, unmittelbar an der Straße nach Willwerscheid; diese Kapelle und ihre Lage lassen die Vermutung zu, daß der römische Friedhof auch noch in frühchristlicher Zeit weiterbenutz wurde – es fehlen allerdings vorerst christliche Grabmerkmale – und erst in den Jahrhunderten der festen Bindung an Greimerath seine Bestimmung verlor. Nach einem Visitationsbericht aus Greimerath vom Jahre 1621 war noch keine Dorfkapelle vorhanden. Wahrscheinlich erhielt das Dorf erst 1746 ein eigenes Gotteshaus, das 1832 durch den jetzigen Bau ersetzt wurde. Dorf und Kapelle sind dem heiligen Donatus geweiht; eine fast meterhohe Holzfigur des volkstümlichen Gewitterheiligen schmückt den Altar der Kapelle. Auch eine im Krieg eingeschmolzene Glocke trug als Aufschrift

„Sanctus Donatus ora nobis 1746“

Das vierfach geschieferte Türmchen überragt die Dächer des Dorfes, dessen Bewohner noch ausnahmslos dem bäuerlichen Erbe treugeblieben sind. Bei einer Gemarkungsfläche von 234 ha geben 131 ha Wald, 53 ha Acker und 26 ha Wiesen 50 Dorfinsassen Arbeit und Brot. Vor Jahrzehnten grub man am Waldhang zum Sammetbach hin nach Erz; doch schon nach wenigen Gesteinsproben stellte man das Schürfen wieder ein.

Die Abgeschiedenheit des Dorfes und seine ausgedehnten Waldungen begünstigen einen reichen Wildbesatz; das gepflegte und reizvolle Jagdrevier bedeutet dadurch für die Gemeinde eine zusätzliche Einnahmequelle. Höhepunkt im dörflichen Jahresring bildet die Donatuskirmes im August. Dann kehren fröhliches Leben und Treiben ins Dorf ein, um danach wieder in die Stille und Einsamkeit eines Jahres zurückzusinken. Gute, gepflegte Straßen, saubere Häuser und eine moderne Kühlanlage zeugen vom Fleiß und wohlbemessener Aufgeschlossenheit der Dorfbewohner und ihrer Gemeindeführung. Die jahrhundertalte Treue zur Pfarrei Greimerath wurde auch nicht wankend, als das Munitionslager an der Autobahn den unmittelbaren Zugang zum Pfarrort sperrte und Schulkinder wie sonntägliche Kirchgänger zu einem weiten Umweg zwang.

Ein Sohn des Dorfes, der seit zwanzig Jahren in Brasilien als Missionar wirkt, konnte vor wenigen Jahren festliche Heimatprimiz begehen.

Wer Willwerscheid sucht, wird es erst finden, wenn er unmittelbar vor dem Ort steht. Schrackberg und Wälder nehmen jede Sicht. Nur von der Höhe jenseits des Sammetbachtales, von Niederscheidweiler und von Wispelt aus, ist das Dorf einzusehen. So dürfte auch die Zukunft am Idyll des Dorfes und am Lebensrhythmus seiner Menschen wenig ändern. Wenn auch ein halbwegs brauchbarer Weg hinunter nach Diefenbach und eine gut ausgebaute Straße zwischen Greimerath und Hasborn auf die Landstraße Wittlich – Daun trifft, so bleibt doch das zeitlose Bild erhalten,

voll stiller Schönheit.

 

 

 

aktuelle Dorfansicht

 

 

Ortsansicht um 1970